Auf welchem Stand befindet sich die Demokratiearbeit in Limbach-Oberfrohna? Wo ist noch Handlungsbedarf? Wer kann noch als Akteur gewonnen werden? Wer braucht besondere Unterstützung? Diese Fragen und einige andere mehr standen im Mittelpunkt einer Ressourcen- und Situationsanalyse zur Demokratiearbeit in Limbach-Oberfrohna, die jetzt als Arbeitsstand den Netzwerkpartnern der Partnerschaft für Demokratie vorgestellt wurde. Realisiert haben die Analyse Ricardo Glaser und Kay Dietrich, die der Partnerschaft für Demokratie in der Stadt schon seit einigen Jahren beratend zur Seite stehen.
Die Studie zeigt unter anderem, dass Limbach-Oberfrohna trotz großer städtischer Investitionen in die Infrastruktur in den vergangenen sieben Jahren seinen Haushalt kontinuierlich verbessern konnte, allerdings bildet die Studie die Auswirkungen der Covid19-Pandemie noch nicht ab. Fakt ist: Die Stadt ist nicht nur bei Investoren, sondern auch bei Menschen, die zum Beispiel aufs Land ziehen wollen, beliebt. Beides sorgt für sprudelnde Steuereinnahmen. „Das eröffnet Spielräume vor Ort, um in sozialen und anderen Bereichen zu investieren“, sagt Studienautor Ricardo Glaser. Bei der Analyse der zur Verfügung stehenden statistischen Daten konnte er zudem zeigen, dass es in der Stadt verhältnismäßig wenige Schülerinnen und Schüler gibt, die die Schule ohne Abschluss verlassen. „Auch davon können andere Städte ganz sicher lernen“, so Ricardo Glaser. Lob für die engagierte Jugend in der Stadt gab es in der Diskussionsrunde nach der Vorstellung der Studie unter anderem von Angela Klier vom Kompetenzzentrum für Gemeinwesenarbeit und Engagement. Das Kompetenzzentrum ist Träger der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie in Limbach- Oberfrohna. „Wir haben an vielen Orten Probleme mit der Jugendbeteiligung und ich bin wirklich erstaunt, wieviele Jugendliche hier im Arbeitskreis Jugend mitwirken. Es gibt sogar einen Jugendbeirat, der den Stadtrat sowie den Oberbürgermeister bei der Erfüllung ihrer Aufgaben in Angelegenheiten von Kindern und Jugendlichen unterstützt. Das können ganz viele andere Kommunen nicht vorweisen“, so Angela Klier. In den Augen von Ricardo Glaser ist das ein gutes Zeichen, schließlich sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Jugendliche, die sich engagieren, dieses Engagement auch später beibehalten. „Nach der Jugendphase Menschen für ein Engagement zu gewinnen, ist deutlich schwieriger“, so Ricardo Glaser.
In der auf die Vorstellung der Ergebnisse folgenden Diskussion wurden aber auch Probleme deutlich. Die Anwesenden waren davon überzeugt, dass die Corona-Pandemie auch in Limbach-Oberfrohna zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt hat. Der offene Diskurs, das miteinander sprechen sei deutlich zurückgegangen, so Ines Hertrampf vom Jugendhaus Rußdorf. Nach Ansicht von Studienautor Kay Dietrich seien jetzt vor allem niederschwellige Angebote notwendig, um die Menschen in Limbach-Oberfrohna (wieder) zum Engagement zu bewegen. Eine Zielgruppe – Menschen über 50 –, die gut die Hälfte der Bevölkerung in der Stadt stellt, sollen dabei verstärkt in den Fokus rücken.
Zum Hintergrund: Die Stadt Limbach-Oberfrohna konstituierte zum 1. Januar 2015 eine so genannte „Partnerschaft für Demokratie“, die Voraussetzung für die Aufnahme in das neue Bundesprogramm „Demokratie leben!“ ist. Das Netzwerk genießt mittlerweile die Unterstützung von mehr als 150 aktiven Mitgliedern, die sich regelmäßig zu weiteren Netzwerktreffen zusammenfinden. Es agiert somit als Sprachrohr der sich aktiv für Demokratie einsetzenden Bürgerinnen und Bürger des Stadtgebietes. In den ersten fünf Jahren der Partnerschaft für Demokratie wurden bereits mehr als 120 Anträge für spannende Projekte für ein weltoffenes, buntes und tolerantes Limbach-Oberfrohna eingereicht.